(Weiter-)Bauen mit Backstein beim DAM Preis 2025
Die Jury des DAM Preises 2025 hat aus 100 Nominierungen 23 Projekte für die Shortlist ausgewählt und legt mit der Auswahl einen starken Fokus auf das Bauen im Bestand. Drei Projekte zeigen, dass Backstein als traditionsreicher und langlebiger Baustoff prädestiniert ist, dabei historische wie ästhetische Kontinuität herzustellen.
Gewachsenes Backstein-Ensemble
In der Kulturweberei in Finsterwalde wird das Weiterbauen im Bestand durch die additive Anordnung unterschiedlicher Bauabschnitte sichtbar. Das Büro Habermann Architektur hat das denkmalgeschützte Ensemble der ehemaligen Tuchfabrik durch neue Baukörper ergänzt, die in ihrer Gestaltung bewusst die historische Materialität aufgreifen. Unterschiedliche, charakteristische Backsteinsorten prägen sowohl die Fassaden der bestehen Struktur als auch die der neuen Baukörper, wie etwa des Konzertsaals und des Eingangsgebäudes, und schaffen so eine Verbindung zwischen Neu und Alt. Die Teilung der Fassade durch bronzierte Aluminiumprofile erzählt die historische Industriearchitektur weiter.
Moderne Nutzung gründerzeitlicher Industriearchitektur
Die Maschinenhalle Connewitz in Leipzig stellt ein weiteres Beispiel für den respektvollen Umgang mit historischer Bausubstanz dar. Das Büro KO/OK Architektur BDA hat ein denkmalgeschütztes, 1910 erbautes Akkumulatorenhaus mit angrenzender Maschinenhalle behutsam in Atelier- und Büroflächen umgewandelt. Die originale Backsteinstruktur blieb weitgehend unberührt, was die industrielle Vergangenheit des Gebäudes sichtbar und erfahrbar macht. Zwei transluzente Einbauten in der dreischiffigen Halle ermöglichen moderne Nutzungen, ohne den historischen Charakter zu beeinträchtigen.
Re-Use-Backstein schlägt Brücke zur Vergangenheit
Zwar handelt es sich beim Sitz der Spore Initiative von AFF Architekten um einen Neubau, dennoch schlägt Backstein auch dort eine Brücke zwischen Alt und Neu: Auf einer ehemaligen Friedhofsfläche an der Hermannstraße in Berlin nimmt ein Mix aus Re-use- und Neubrand-Backstein Bezug auf die benachbarten historischen Friedhofskapellen. Die Architektur bringt so den Anspruch des Gebäudes zum Ausdruck, beständige wie anpassungsfähige Räume für die Nutzung der Initiative zu schaffen.
Winner des Erich-Mendelsohn-Preises 2023 unter den Nominierten
Mit dem Fokus auf Sanierungsprojekten knüpft der DAM Preis an die Juryentscheidung des Erich-Mendelsohn-Preises 2023 für Backstein-Architektur an und so findet man unter den nominierten Projekten einige bekannte Gesichter: Mit der Sanierung des Kornversuchsspeichers im Norden der Berliner Europacity haben AFF Architekten den Industriecharakter des Areals im wachsenden Neubauquartier erhalten. Im Newcomer-Winner Luise 19E bleibt ein zum Abriss verurteiltes Gebäude durch die Wiederverwendung der Backsteine erhalten. So setzt undjurekbrüggen ein Zeichen für Nachhaltigkeit und ein Umdenken beim Bauen.
Im Lübecker Gründungsviertel sind in den letzten Jahre reihenweise preiswürdiger Neubauten entstanden, die ebenfalls Brücken in die Vergangenheit schlagen: Auf 38 Parzellen auf dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Areal entstehen seit 2017 Bauten, die den historischen Typus des Kaufmannshauses in zeitgenössischen Formen wieder aufleben lassen. Unter den Gewinnern des Erich-Mendelsohn-Preises sind die Fischstraße 16 von Anne Hangebruch Mark Ammann Architekten GmbH und Fischstraße 18 von NOTO Basista Becker Jansen Architekten. Zu den Nominierten des DAM Preises gehört die Fischstraße 28a von Helge Tischler, die wie seine beiden Nachbarn eine für die Hansestadt typische Backsteinfassade ziert. Ein besonderes Detail ist der Türgriff, der dem Verlauf der ehemaligen Krummen Querstraße nachempfunden ist und an den Stadtgrundriss vor der Zerstörung im Jahr 1943 erinnert.