Veranstaltungen

100 Jahre Backsteinexpressionismus

In einer Sonderausstellung vom 28. April bis 6. Oktober 2024 beschäftigt sich das LWL-Museum Ziegelei Lage mit dem Backsteinexpressionismus, der in den 1920er-Jahren seinen Schwerpunkt in Norddeutschland, Berlin und in den nordrhein-westfälischen Industrieregionen hatte. 

Chilehaus (1922–1924), Hamburg, Fritz Höger

Zerrissenheit einer Zeit

Räume und Städte sind immer Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklungen ihrer Zeit. In der Rückschau assoziiert man mit der Moderne klare Linien, Minimalismus, Bauhaus. Aber parallel gab es auch andere Stile, wie den emotionaleren und dynamischeren Backsteinexpressionismus. Und allein der ist alles andere als homogen. Die Motivation für expressionistische Bauten aus Backstein könnten bei Vertretern wie Fritz Höger oder Peter Behrens kaum unterschiedlicher sein. Der eine wollte in seiner Baukunst dem (nord-)deutschen Charakter Ausdruck verleihen, eine Art Heimatschutz durch traditionelle Bauweisen und -stoffe betreiben. Der andere hat im Ruhrgebiet die Corporate Identity erfunden, möchte Kunst und Technik verbinden, sakral anmutende Gebäude schaffen, die Romantik und Schönheit in schwierige Zeiten bringen. Aber auch Högers Anspruch war es nicht, pompöse Bauten zu schaffen, sondern Spannungen aufzuzeigen. So spiegelt der Backsteinexpressionismus die Zerrissenheit der Zeit der 1920er-Jahre wider. 


Fotoausstellung im LWL-Ziegeleimuseum Lage

Diese Vielfältigkeit der Formensprache des Backsteinexpressionismus zeigt die Ausstellung im Ziegeleimuseum Lage anhand aktueller Fotos expressionistischer Gebäude von Düsseldorf über das Ruhrgebiet und Bielefeld bis nach Hamburg und Berlin. Darunter sind Werke von Fritz Schumacher in Hamburg, Fritz Höger in Hamburg, Hannover und Berlin, Alfred Fischer und Josef Franke im Ruhrgebiet sowie Erich Mendelsohn zu finden. 

Ullsteinhaus (1925–1927), Berlin, Eugen Schmohl