spaces of culture and art
Architektur und Kultur – im Idealfall gehen diese beiden Disziplinen eine fruchtbare Symbiose ein. Denn große Architektur ist immer auch eine große kulturelle Leistung, die Identität herstellt, Bezüge zur Umgebung schafft und damit die Menschen abholt.
Aber, so formulierte es der österreichische Architekt Alexander Diem kürzlich: „Auch künftig werden Architekten ihre Banken hinknallen, mit Stahl-Glas-Foyers, in die man dann irgendeine beliebige Skulptur reinstellt. Aber wie man ein Kunstwerk von vornherein hineinkomponiert, das wäre eben mein Weg, und der wird noch lange dauern, bis er übernommen wird.“
Es geht auch anders
Nun, es geht auch heute schon anders. Das Buch „Spaces of Culture and Arts“, erschienen im Deutschen Architektur Verlag in Münster, hat sich zum Ziel gesetzt, Architekturen aufzuspüren, die sich als Sprachrohr und Schauplatz von Kultur begreifen. Versammelt in dem großzügig bebilderten Band sind vorzugsweise Museen, Bibliotheken und Veranstaltungsorte, die in einem kulturell ambitionierten Kontext stehen. Orte, die vereinen, Begegnung fördern, Diskussionen anregen und Plätze für einen interkulturellen Austausch schaffen – oder das zumindest anstreben. Man muss nicht jedes einzelne Projekt in „Spaces of Culture and Arts“ großartig finden, aber in dem Buch sind etliche Bauwerke vertreten, die den oben formulierten Anspruch einzulösen in der Lage sind – nicht zuletzt auch einige ausgezeichnete Projekte des Fritz-Höger-Preises für Backstein-Architektur.
Respekt vor der Geschichte
Etwa das neue Auditorium des Kärcher-Areals in Winnenden. Das Besucher- und Kundenzentrum der Firma Kärcher respektiert die Geschichte und die Dimensionen seiner Nachbarschaft. Mit seinen warmen Tönen wirkt es einladend und belebt das Gelände einer ehemaligen Ziegelei. Oder das Museum Luthers Sterbehaus in Eisleben. Trotz seiner architektonischen Eigenständigkeit wahrt der moderne Neubau aus Backstein eine angemessene Distanz zum geschichtsträchtigen Bestand, der zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Bauten wie diese ermöglichen den gewünschten interkulturellen Austausch. Das gilt auch für das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath, ebenfalls ein nominiertes Projekt für den Fritz-Höger-Preis 2014, sowie viele weitere vorgestellte Gebäude.
Ästhetisch orientierte Baukultur
Die Editoren dieses Buches haben ein klar definiertes Ziel: Sie wollen eine ästhetisch orientierte Baukultur verteidigen gegen die Vertreter eines reinen Funktionalismus. Wie heißt es gleich im Begleittext des Buches: „Kultur formt und schafft Identität, von einer großen Gemeinschaft bis hin zum einzelnen Individuum. In den feinsten Zügen jeder Fassade, jedes Menschen und in der Gestaltung jedes räumlichen Konzepts wird nach der Definition des Wesens gesucht, das sich aus einem Gefühl von Zusammengehörigkeit, Geschichte und intellektuellem Anspruch formt.“
Fazit:
„Spaces of Culture and Art“ zeigt Bauwerke, die mit Kultur im weitesten Sinne assoziiert werden und die teilweise selbst kulturell bedeutsam sind. Einige dieser Architekturen sind sogar zu eigenständigen Landmarken für die Region geworden. Was das Buch aber eigentlich sagen will: Gute Architektur sollte immer auch als eine große kulturelle Leistung wertgeschätzt werden!
Till Schröder/Fenna Tinnefeld/Christian Zilisch (Editor)
Spaces of Culture and Art
Verlag: Deutscher Architektur Verlag, Münster
272 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
deutsch- und englischsprachige Ausgabe
Hardcover
Euro 49,95
ISBN 978-3-946154-30-3