Lehmbaukultur – Von den Anfängen bis heute
Der umfangreiche Bildband beweist eindrucksvoll, wie auf allen fünf Kontinenten mit Lehm gebaut wird. Das Werk demonstriert aber nicht nur die ästhetische und kulturelle Vielfalt, die Lehm zu bieten hat, sondern zeigt auch in einer Reihe von Beiträgen die gesellschaftliche Relevanz des Themas auf.
Der Autor Jean Dethier startet direkt mit einem „Plädoyer für den Lehmbau”: Das Bauen mit Lehm bietet wirtschaftliche, soziale und ökologische Zukunftsperspektiven. Dabei hat er ganz ähnliche ökologische Vorteile wie der Backstein: Der Rohstoff ist natürlich und bedarf keiner weiteren Zusätze, was seine Recyclingfähigkeit erhöht und ihn gesundheitlich unbedenklich macht. Er kann ressourcenschonend abgebaut werden und muss durch seine großflächige Verfügbarkeit keine größeren Transportwege zurücklegen.
Das gesellschaftliche Potenzial, das der Autor sieht, liegt in der Niedrigschwelligkeit des Baustoffs. So kann Lehm nach Dethier auch für gering qualifizierte Arbeitskräfte Arbeitsplätze schaffen und zugleich den weltweit immer knapper werdenden Wohnraum bieten. In Afrika basieren viele Zukunftsperspektiven auf der Förderung von Kulturtourismus – und der wiederum auf der Lehmbauarchitektur, die ein Drittel der afrikanischen Weltkulturerbestätten ausmacht.
Besonders beeindruckend ist die Vielzahl der Techniken, die sich im Laufe der Zeit auf der ganzen Welt entwickelt haben: zwölf an der Zahl, von den luftgetrockneten Adobe-Ziegeln über den Strohlehm bis zum Stampflehm.
Fazit
Das Mammutprojekt, das sich um einen gesamthistorischen und -kulturellen Abriss mit Blick in die Vergangenheit und Zukunft bemüht, lässt keine Lehmbauweise aus: Dass auch Vogelnester und Biberdämme beschrieben und bebildert werden, zeigt, mit wie viel liebevoller Detailarbeit der Band entstanden ist. Das beweist auch jedes der über 600 ausgewählten Bilder auf den über 500 Seiten.
Jean Dethier
Lehmbau Kultur: Von den Anfängen bis heute
Edition Detail 2019
ISBN 978-3-95553-490-5
Preis: 108,90 €