Häuser des Jahres 2019
Und wieder sind es 50 großartige Häuser. 50 Einfamilienhäuser, bei denen man in jedes einzelne sofort einziehen möchte. Der opulent gestaltete Bildband „Häuser des Jahres 2019“ des Callwey-Verlags macht richtig gute Laune. Und das beste unter den besten Häusern? Richtig, erneut ein Backsteinhaus. Geplant von hehnpohl architektur aus Münster, gebaut als Giebelhaus auf wenig Platz in Münsters Altstadt. Ein großer Wurf auf engstem Raum.
Das „Haus am Buddenturm“ sei „ein reduziertes, aber auch urbildliches Backsteinhaus mit Satteldach in einer kleinmaßstäblichen Altstadt. Es wirkt angemessen in seinen Proportionen und seinem Klinkermaterial und nimmt viel Rücksicht auf den städtebaulichen Kontext, was Höhe und Masse angeht, gleichzeitig wirkt es aber auch geheimnisvoll. Dieses kleine Haus“, so schwelgt die prominent besetzte Jury des Awards, „ist ein würdiger Gewinner in einem Architekturpreis, der sich mit seinem unzeitgemäßen Thema des freistehenden Einfamilienhauses angeblich dem Flächenfraß und der Zersiedlung verschrieben hat.“ Es gehe eben auch anders, so die Juroren über das kleine Haus in der Reihe. Und das auch noch sehr gut!
Architekt und Bauherr nah beieinander
Zur Genese des Hauses gehört natürlich auch die Beziehung zwischen Architekt und Bauherren, sie ist ja nicht zwangsläufig frei von Konflikten. In diesem Fall indes lagen das Architekturbüro und der Bauherr von Anfang an nah beieinander. „Wir haben uns gegenseitig ergänzt“, sagt Architekt Christian Pohl. Der Bauherr habe eben nicht das Abziehbild eines Klinker-Satteldach-Hauses haben wollen, sondern ein Gebäude, das dieses typisch münsterländischen Elemente zwar aufnimmt, aber sich dennoch anders als seine Nachbarn präsentiert.
Gleichbleibend hohe Qualität
Mit 49 weiteren Einfamilienhäusern ist Christian Pohls und Marc Hehns Siegerhaus im wie immer hochwertig gestalteten Bildband „Häuser des Jahres“ des Callwey-Verlags versammelt. Gemeinsam mit dem deutschen Architekturmuseum sucht der Verlag seit 2011 jährlich die 50 besten individuell geplanten Einfamilienhäuser. Diese Häuser überzeugen alle Jahre wieder durch hohe formale Qualität, Energieeffizienz und Komfort – so auch der 2019er-Jahrgang.
Nachkriegsmoderne reloaded
Das Büro Think Architecture etwa hat bei Zürich einen grau verklinkerten Bungalow in die Landschaft gepflanzt, der sich mit seinen flachen Kuben ganz wunderbar an die dortige Topografie anschmiegt. Nachkriegsmoderne neu interpretiert. Ebenfalls in der Schweiz, in Herrliberg, haben Daluz Gonzalez Architekten eine Villa hingesetzt, die beinahe außerirdisch in ihrer Eleganz wirkt. So glatt, so hell, so schlicht und schön steht das weiße Haus – ausnahmsweise ohne Zuhilfenahme von Backstein gebaut – am Ufer des Zürichsees.
Von Bauhaus bis Neo-Heimatstil
Überaus reizvoll ist die Verbindung von Beton und Backstein bei dem Haus, das MeyerTerhorst Architekten in Hamburg inmitten eines parkähnlichen Areals geplant haben. Frappant erinnert indes das Haus in Aarwangen von Philipp Architekten an das berühmte Le Corbusier-Haus in der Weißenhof-Siedlung in Stuttgart. Hier stand ganz eindeutig das Bauhaus Pate. Das mit Holz realisierte Haus von Bernardo Bader Architekten in Trogen orientiert sich in seiner Formgebung hingegen stark an die ländliche Architektur einer Umgebung, ohne dabei altbacken oder gar altmodisch zu wirken. Eine echte Dorfschönheit im Neo-Heimatstil.
Fazit:
„Häuser des Jahres 2019“ zeigt 50 Projekte aus dem deutschsprachigen Raum, die die gesamte Bandbreite des zeitgemäßen Einfamilienhausbaus abbilden. Der Bildband punktet mit allen wichtigen Infos und Planskizzen, die zum Verständnis der Architektur notwendig sind. Hochwertige Fotos rücken jedes Haus ins Rampenlicht. Die Herausgeber Jan Weiler und Katharina Matzig beschreiben die Gebäude pointiert und kurzweilig. Ein tolles Buch! Jan Weiler, Katharina Matzig (Hrsg.) Häuser des Jahres 2019 Verlag: Georg D.W. Callwey 332 Seiten, zahlreich bebildert, Hardcover-Umschlag Euro 59,95 (D) ISBN 978-3-7667-2425-0