Gewers Pudewill
„Bei uns werden die Gebäude immer besser als die Renderings!“, haben Georg Gewers und Henry Pudewill einmal gesagt. Klingt ziemlich selbstbewusst, aber zahlreiche Bauherren des mehrfach preisgekrönten Berliner Architekten-Duos unterschreiben das vorbehaltlos. Das liege, vermutet die Architekturkuratorin Kristin Feireiss, an der „fast symbiotischen Zusammenarbeit“ der beiden Architekten mit ihren Bauherren.
Georg Gewers und Henry Pudewill gründeten 2008 in Berlin ihr Architekturbüro. Beide Partner blicken auf eine über 20-jährige Erfahrung in renommierten Büros mit hochkarätigen Bauherren und internationalen Projekten zurück. Georg Gewers arbeitete etwa bei Sir Norman Foster in London, Henry Pudewill war 15 Jahre Partner bei Henn Architekten. Viele Projekte, für die sie verantwortlich waren, wurden prämiert und preisgekrönt.
Nicht effekthaschend
In der neuen Monografie mit dem schlichten Titel „Gewers Pudewill“, erschienen im Callwey-Verlag, lässt sich die Philosophie des Architekturbüros recht gut nachvollziehen. Die Bauten sind außergewöhnlich, aber nicht spektakulär, sie sind attraktiv, aber nicht effekthaschend. Als Berliner begreifen Gewers und Podewill Architektur auch und vor allem als Städtebau, als eine übergeordnete Aufgabe für das Gemeinwohl. In ihren Entwürfen verbinden sie funktionale Aspekte mit ausdrucksstarken Ansätzen.
Eigene Akzente
Das gilt selbstverständlich auch für die Backstein-Projekte des Büros. So nimmt der Neubau einer Konzernzentrale in Hamburgs Hafencity mit seinen dunklen Klinkern in 21 (!) Farbtönen Bezug auf die benachbarten Backsteinbauten und setzt gleichwohl eigene Akzente. Die Revitalisierung des ikonischen – und denkmalgeschützten – VW-Verwaltungshochhauses in Wolfsburg bringt die durchaus elegante Formensprache der 50er-Jahre wieder zur Geltung.
Backstein-Projekte
Ein neues Wohn- und Geschäftsgebäude am Columbiadamm in Berlin orientiert sich mit seinen hellbraunen Klinkerfassaden am gegenüberliegenden Flughafen Tempelhof. Auch an der Andreasstraße in Berlin korrespondiert eine neue Hofanlage von Gewers Pudewill mit ihrem dunklen Verblendmauerwerk mit den Altbauten der Umgebung, ohne sie nachzuahmen.
Breites Portfolio
Die Monografie bietet einen guten Einblick in das vielfach prämierte Werk des Büros. Das stetig wachsende Portfolio von Gewers Pudewill deckt nicht nur so gut wie jede Bauaufgabe und jeden Maßstab ab, sondern ist gespickt mit namhaften Auftraggebern wie dem Fraunhofer-Institut und Mercedes-Benz. Unternehmenszentralen großer Konzerne, prestigeträchtige Kulturbauten, städtebauliche Großprojekte oder ausdrucksstarke Ein- und Mehrfamilienhaus-Architektur: alles dabei. Prägnante Essays und ein Werkverzeichnis, in dem neben realisierten Projekten auch prämierte Wettbewerbsbeiträge dokumentiert sind, machen die Monografie rund.
Fazit:
Georg Gewers und Henry Pudewill können bereits jetzt auf ein beeindruckendes Gesamtwerk blicken. Das Buch präsentiert die ganze Bandbreite ihrer Entwürfe – darunter auch einige Backstein-Arbeiten – mit starken Fotos und kurzen, einordnenden Texten. Es macht Lust, sich die Bauten einmal vor Ort anzusehen. Ralf Ferdinand Broekman (Hrsg.) Gewers Pudewill Verlag: Callwey 238 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen deutsch- und englischsprachige Ausgabe Hardcover Euro 69,95 ISBN 978-3-7667-2350-5