Fritz Höger
Autor Ulrich Höhns gibt Einblicke in das Leben und Schaffen des norddeutschen „Klinkerfürsten“, dessen Einfluss auf die Architektur bis heute spürbar ist. Dabei werden die Höhe- und Tiefpunkte in der Karriere Fritz Högers ebenso reflektiert wie die Schattenseiten seiner Persönlichkeit. Die Biografie ist Teil der von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius herausgegebenen Reihe „Hamburger Köpfe“, in deren Rahmen – angeregt durch Helmut Schmidt – ausgewählte Hamburger Größen vorgestellt werden, welche die Geschichte und Entwicklung der Hansestadt durch ihr Wirken und ihre Werke nachhaltig geprägt haben.
Johann Friedrich Höger wurde 1877 in Bekenreihe, Schleswig Holstein, geboren. Der Sohn eines Zimmermannes und Kleinbauers begann zunächst eine Lehre als Zimmerer und besuchte anschließend ab 1897 die Baugewerkschule in Hamburg, um Baumeister zu werden. Nach ersten beruflichen Erfahrungen im Büro Lund & Kallmorgen machte er sich 1907 in der Hansestadt als Architekt selbstständig.
In den 1920er Jahren plante und baute er eine Vielzahl an Landhäusern und Bürobauten im Raum Schleswig-Holstein. Die als „übergroße zweigeschössige Landhäuser mit mächtigen Walmdächern“ beschriebenen Bauten ordnen sich der „Heimatschutzarchitektur“ zu, welche in der norddeutschen Region zu einer der wichtigsten Architekturströmungen ihrer Zeit zählte.
Nach ersten Großaufträgen an der neu angelegten Hamburger Mönckebergstraße, wo es ihm mit seinen ersten Kontorhaus-Bauten gelang, Tradition und Neues geschickt zu verbinden, prägte seine Architektur bereits die Hamburgische Identität und trug den Heimatschutzgedanken mit in die moderne Stadt. Er prägte so zugleich die Reform des Hamburgischen Kontorhauses. Mit der Errichtung des Chilehauses (1921-1924) schrieb er schließlich Baugeschichte und erschuf das Hauptwerk des norddeutschen Backsteinexpressionismus.
Fritz Höger war ein Mensch, der von seiner Arbeit besessen schien und stets eine Mission verfolgte. Privat galt er jedoch als schwieriger Mensch mit einem ausgeprägten egozentrischen Weltbild. Sein Opportunismus und Streben, sich den Mächtigen anzuschließen, verdeutlichte sich in den 1930er Jahren darin, dass er den Nationalsozialismus aktiv unterstützte. Sein beruflicher Erfolg im Regime blieb zu seinem Verdruss jedoch aus. Der solide Backstein passte nicht zum von Marmor geprägten Staats-Klassizismus.
Fritz Högers Charakter wurde von seinen Mitmenschen als selbstbewusst, überheblich und rastlos beschrieben. Aufgrund der fehlenden kritischen Distanz zu sich selbst blieb ihm wohl, trotz seines beruflichen Erfolges, die gesellschaftliche Anerkennung in der Hansestadt über lange Zeit versagt.
Drei Jahre vor seinem Tod äußerte Fritz Höger über sich selbst: „Ich selbst bin in meinem Schaffen stets der unfreieste Mensch gewesen, den es überhaupt in meinem Berufe gab; stets war ich Tyrann und Märtyrer in einer Person. Niemals fand und suchte ich eine Möglichkeit, mich zu befreien aus dem Zwang, der mich quälte – dem eigenen Zwang.“ Im Jahre 1949 erlag er in Bad Segeberg den Folgen eines Schlaganfalls.
Fazit:
In der kompakten Biografie „Fritz Höger“ stellt der Architekturhistoriker und -kritiker Ulrich Höhns die vielschichtige Persönlichkeit des eigenwilligen Architekten dar. Mit kritisch-wissenschaftlicher Distanz wird sowohl dessen Sympathie für die Ideologie des Nationalsozialismus als auch sein egozentrischer Charakter beschrieben. Darüber hinaus wird das ambivalent-austarierte Architekturkonzept Fritz Högers anschaulich dargelegt und vom Autor charakterisiert. Mit ansprechenden und spannenden Texten erlebt der Leser ein Geschichtsdokument, welches stets den Bezug zum zeitgenössischen Geschehen sucht und sowohl für interessierte Laien als auch für Fachleute eine solide Grundlage bietet, um sich mit der Person Fritz Höger und dessen Werk näher auseinanderzusetzen.
Ulrich Höhns
Fritz Höger
Hamburger Köpfe. Herausgegeben von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
168 Seiten mit 68 Abbildungen
Format: 14 x 21, Leinen mit Schutzumschlag
Das Buch ist vergriffen und nur noch antiquarisch zu erhalten.