Die Beschwingte Fläche
Um Fugen und Steine und deren unendliche Kombinationsmöglichkeiten geht es in dem Buch „Die Beschwingte Fläche – Mauerwerksverbände als Musterkunst und Kompositionswerkzeug“ von Koen Mulder. Anfangs eher skeptisch gegenüber dem Baustoff eingestellt, hat der Niederländer das traditionelle Baumaterial im Verlauf seines Berufslebens lieben gelernt. Das Ergebnis ist im Buch zu sehen: eine Hommage an die Vielseitigkeit des Backsteins.
LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK
Als Koen Mulder Anfang der Neunziger Jahre Architektur und Bautechnologie studierte, hätte er niemals gedacht, dass er später einmal Klinker und Co. verfallen würde. Seine Generation hielt den Baustoff schlichtweg für veraltet. Doch die berufliche Praxis bekehrte den Niederländer schnell: „Langsam habe ich die Liebe zum Backstein entdeckt“, sagt er heute. „Blitzende Hightech-Nachhaltigkeitsungetüme aus Stahl und Glas sind nach 20 Jahren wieder aus der Mode, verfallen, verrosten, gehen kaputt – Backstein bleibt unversehrt stehen.“ Und noch etwas hat es dem Architekten angetan: die schier unendlichen Variationsmöglichkeiten, in denen sich Backstein schichten lässt. Das Ergebnis seiner erwachten Muster-Leidenschaft präsentiert Mulder in dem 2016 auf Niederländisch erschienenen Buch „Die Beschwingte Fläche – Mauerwerksverbände als Musterkunst und Kompositionswerkzeug“. Die deutsche Ausgabe ist seit 2018 auf dem Markt.
DIE GANZE WELT DER MUSTER
Wer in einer Backsteinwand bislang nur eine Wand aus gemauerten Steinen gesehen hat, wird bereits auf den ersten Seiten eines Besseren belehrt. In der direkten Gegenüberstellung sind sie auf den ersten Blick ersichtlich, die gravierenden Unterschiede zwischen Flämischem, Märkischem, Französischem oder Sussex-Verband. Und das ist nur der Auftakt. Ob Verband, Rand, Farbe, Form oder Ecklösung – Mulder erklärt und vergleicht, skizziert und zeigt Beispiele. Jede Idee ist illustriert. Seite für Seite taucht der Leser tiefer ein in die Muster-Welt des Steins. „Der Autor sucht vor allem die Ordnung, die den Dingen innewohnt“, kommentiert Usch Engelmann im Vorwort.
FAZIT:
Der Titel des Buches „Die beschwingte Fläche“ ist Programm: „Bringen wir die Muster beschwingt zurück an die Oberfläche“, verspricht der Autor – und hält Wort. Wer sich auf das Buch einlässt, findet Inspiration in vielfacher Hinsicht. Der eine oder andere orthografische Stolperstein verblasst angesichts der überwältigenden Anzahl an Impressionen. Keine Frage: Dieses Werk verdient den Titel „Backstein-Atlas“. Und dennoch kommt neben allem gesammelten Fachwissen die Begeisterung für diesen facettenreichen Baustoff nie zu kurz.
Die Beschwingte Fläche. Mauerwerksverbände als Musterkunst und Kompositionswerkzeug.
Koen Mulder, im Selbstverlag erschienen, mit Unterstützung des niederländischen „Stimuleringsfonds voor de Creatieve Industrie“ und über 250 Crowdfundern
deutsche Ausgabe 2018, 159 Seiten mit über 2400 Zeichnungen und Fotos
ISBN 978-90-824668-1-2, 49 Euro