Dickhäuter aus Backstein
BREMEN. Die größte Backstein-Skulptur der Welt steht in Bremen. Im Nelson-Mandela-Park mitten in der Hansestadt. Und das seit nunmehr 85 Jahren. Gut zehn Meter hoch und aus Backstein gemauert, ist „Der Elefant“ ein ganz und gar ungewöhnliches Monument: Früher diente er als Kolonialdenkmal, heute als Antikolonialdenkmal. Fünf Monate lang wurde der steinerne Dickhäuter für rund 180.000 Euro aufwändig saniert – und zwar unter Federführung von Frank Deitschun, Sachverständiger für Schäden an Gebäuden. Hier sein Bericht.
Das zehn Meter hohe, aus dunkelroten Oldenburger Backsteinen gemauerte Denkmal in Form eines Elefanten wurde 1932 nach einem Entwurf des Bildhauers Fritz Behn von dem Architekten Otto Blendermann errichtet.
Die figürliche Darstellung des Elefanten geht in ein zwölfeckiges Sockelstück über und ruht auf einem weiteren fünfzehn mal elf Meter großen Sockel, der 1,50 Meter über dem Gelände errichtet ist. Das Denkmal wurde im Jahre 1932 der Öffentlichkeit übergeben. Damals noch explizit als Kolonialdenkmal: Man trauerte den im Ersten Weltkrieg endgültig verlorenen Kolonien – wie etwa Namibia – noch immer hinterher.
Das Gutachten stellte fest, dass das Hintermauerwerk aus Rotziegeln und die Ansichtsflächen aus Backsteinen erheblich durchfeuchtet waren. Die Folge: Frostabsprengungen am Steinmaterial, defekte Fugen und eine unzureichende Abdichtung insbesondere des Rückens und der Kopfhaut.
Während der Planung und Durchführung der Instandsetzung – hierzu gehörte auch die Reinigung der Oberflächen – galt ein besonderes Augenmerk der Materialbeschaffung. Im norddeutschen Raum angesiedelte Backsteinhersteller leisteten dabei einen wesentlichen Beitrag. So war es möglich, Rohlinge mit einem Brand von 1400° C als Formsteine zu erhalten, die dann in einem gesonderten Arbeitsgang durch eine Keramikerin farblich soweit angepasst wurden, dass der vorgenommene Austausch an der Stirn des Elefanten für einen Laien nicht zu erkennen ist. In einem zweiten Arbeitsgang wurden die Sockelflächen des Denkmals ebenfalls instand gesetzt. Nötig war das, weil die Anfang der 80er-Jahre durchgeführte Instandsetzung zwar nach damaligem Kenntnisstand richtig, aber nach heutigem Wissensstand fehlerhaft durchgeführt wurde.
Die Entwicklung von besonderen Verarbeitungsmethoden, um einen dauerhaften Feuchteschutz für Backsteine sicherzustellen, erfolgte in Absprache mit dem Denkmalschutz. So wurde nicht nur die Kopfhaut, sondern auch das Rückgrad mit Ersatzmaterial soweit ausgebessert, dass vor allem die Fließgeschwindigkeit von Regen beschleunigt wurde. Partiell wurden die Fugen, soweit sie durch Bewitterung zerstört waren, ausgeschnitten. Die Planken wurden gereinigt und mit einem speziell für den Elefanten hergestellten Fugenmörtel instand gesetzt. Großflächig erfolgte dann eine Schlämmverfugung der besonders schadensträchtigen Bauteile, wie Kopfhaut, Rückgrad und Gesäß des Elefanten.
Für die Zeit der Sanierungsarbeiten wurde das Denkmal vollständig eingerüstet und gegenüber der Witterung geschützt. In der kühleren Jahreszeit musste die Baustelle sogar beheizt werden – damit die Bauteiltemperaturen stimmten.
Der Elefant – übrigens seit 1989 ein „Antikolonialdenkmal“ – steht nach den Sanierungsmaßnahmen wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung. Ein besonderes Detail sei noch erwähnt: Unterhalb des Denkmals befindet sich eine Krypta, die als Gedenkraum dient und heute auch als Veranstaltungsraum für Lesungen genutzt wird. In Absprache mit dem Verein „Der Elefant!“ (Ralph Saxe, vinumsaxe@ewetel.de) lässt sich das Innere dieses außergewöhnlichen Backstein-Denkmals besichtigen.