David Chipperfield Architects
„Mit Mauerwerk bauen macht mich nervös.“ David Chipperfield hat das gesagt. In einem Interview, das er dem Architekturmagazin „Detail“ im Jahre 2005 gab und das in der kürzlich erschienenen Monographie „David Chipperfield Architects – Architektur und Baudetails“ abgedruckt ist. Damals, vor 13 Jahren, genoss Backstein innerhalb der Architektenschaft noch nicht überall wieder die Wertschätzung, die er früher einmal genoss und heute wieder genießt. Chipperfield aber fand den Baustoff schon immer großartig. Und nutzte ihn immer wieder für seine Projekte.
Neues Museum als Meisterwerk
In Deutschland ist der britische Architekten Sir David Alan Chipperfield (64) vor allem durch sein unumstrittenes Meisterwerk bekannt: den 2009 vollendeten Auf- und Umbau des Neuen Museums auf der weltberühmten Berliner Museumsinsel. Vielgerühmt und bewundert ob seiner perfekten Symbiose von Alt und Neu, überraschte er seinerzeit nicht nur die Fachwelt: Ausgerechnet der Vertreter eines bisweilen radikalen Minimalismus landete seinen größten Erfolg mit der Transformation eines Bauwerks aus dem 19. Jahrhundert in unsere Zeit.
Klarheit und Minimalismus
Die Bauten von David Chipperfield Architects stehen in aller Regel für Klarheit und Minimalismus, aber auch für die Verbindung aus Bewährtem und Innovationen. Das Büro bevorzugt architektonisch und intellektuell anspruchsvolle Lösungen, bei denen immer ein stimmiges Ganzes im Vordergrund steht, niemals die plakative Geste. Egal ob es sich um architektonische Leuchttürme oder kleine Bauten handelt. Die neue Monografie über das Büro David Chipperfield Architects versammelt insgesamt 18 internationale Projekte, jeweils auf vier bis 16 Seiten auf deutsch und englisch, in Text, Bild und mit einheitlich gezeichnetem und präzise beschriftetem Planmaterial.
Blick hinter die Kulissen
Das Buch blickt hinter die Kulissen, breitet die Entstehungsprozesse aus und zeigt vor allem Baudetails. Ganz neu sind die Projekte indes nicht in jedem Fall: Die vorgestellten Bauten wurden in den Jahren 1999 bis 2018 bereits in der Zeitschrift Detail publiziert. Dennoch ist die Monographie interessant und aufschlussreich: Sie geht im wahrsten Sinne des Wortes ins Detail und zeigt gerade damit, worauf es dem britischen Architekten ankommt: die Gegebenheiten des Ortes einzubeziehen, sie sensibel herauszuarbeiten. Beim Neuen Museum in Berlin etwa verzichtete Chipperfield auf jede falsche Historisierung, auf der anderen Seite aber auch auf eine scharfe Kontrastierung von Altem und Neuem. Genau das macht dieses Projekt so faszinierend.
Fantastische Haptik
Womit wir wieder beim Backstein sind. In besagtem Detail-Interview im Jahre 2005 sagt Chipperfield, was ihn am Backstein so gefällt: „Mauerwerk hat eine großartige Textur, eine fantastische Haptik. Es ist einerseits sinnlich und kann gleichzeitig sehr roh sein.“ Nervös mache ihn ein Mauerwerks-Bau nur dann, wenn ein Bauherr bzw. die ausführende Firma einen schlechten Stein verwende, der das Gebäude anders aussehen lasse, als das Bild, das der Architekt ursprünglich im Kopf gehabt habe.
Qualität hat sich durchgesetzt
Chipperfield hat das 2005 gesagt. Schon damals traf das auf seine Backstein-Gebäude nicht zu. Heute, 13 Jahre später, hat sich die Qualität des Materials auf breiter Front durchgesetzt.
Fazit:
Dieses Buch über David Chipperfield und seine Bauten eignet sich nicht zum oberflächlichen Blättern. Es geht in die Tiefe und beschäftigt sich nicht nur mit der Architektur dieses berühmten Baumeisters, sondern ebenso sehr mit deren Entstehungsprozessen. Auch wer sich für Baudetails interessiert, wird hier bestens bedient. Dr. Sandra Hofmeister (Editor) David Chipperfield Architects – Architektur und Baudetails Verlag: Detail 168 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen deutsch- und englischsprachige Ausgabe Hardcover Euro 49,90 ISBN 978-3-95553-403-5