Backsteinarchitektur ist eine Frage des Stils
Ein kurze Reise in die Backstein-Historie
Lübeck, Lüneburg, Hamburg – wer denkt hier nicht sofort an Backstein und an die schmucken Häuser mit dem traditionellen Reetdach? Doch das Bauen mit Backstein ist weniger eine Frage der regionalen Herkunft, sondern vielmehr eine Frage des Baustils. Und eine Frage der stilvollen Sanierung von historischer Bausubstanz.

Denn wie einer der größten deutschen Baumeister des 20. Jahrhunderts sagte: „Architektur beginnt, wenn zwei Backsteine sorgfältig zusammengesetzt werden.“
Mit seinem Bauhaus-Stil zeigte Mies van der Rohe, dass Backsteinarchitektur auch das moderne Gegenteil zum ländlich-norddeutschen Stil sein kann. Stilgeschichtliche Baustile mit Backstein haben eine lange Tradition. Die Wurzeln liegen im Norden Deutschlands. Der Lübecker Dom wurde bereits 1170 im klassischen Backstein-Rot errichtet. Der Stil der Backsteingotik verband sich schnell mit dem wirtschaftlichen Aufstieg der Hanse. Die reich gewordenen Kaufleute in Lüneburg zeigten um 1300 ihren Reichtum mit repräsentativen Backsteinhäusern. Damit lösten sie das Holzfachwerk ab.
Historisch ist auch die Verbindung von Backstein mit Sandstein. Eingemeißelte Verzierungen schmückten oftmals den Eingangsbereich aus dem hellen Baumaterial. Die Liaison zwischen Sandstein und Backstein ist auch im Münsterland tief verwurzelt. Berühmt sind die imposanten Herrensitze, Schlösser und Kirchen von Johann Conrad Schlaun aus dem 18. Jahrhundert. Bauherren, die ihrem Eigenheim eine besondere Note verleihen möchten, wählen bis heute den hochwertigen Baumberger Sandstein aus der Region, der mit seinem warmen Gelbton wunderschön zu vielen Backstein-Farbtönen passt. Und auch in anderen Ländern werden historische Backsteinbauten mit viel Feingefühl saniert – und damit zu ausdrucksvollen Gebäuden mit großem geschichtlichen Reiz.