Opulente Geste

Dieter de vos Architekten

Villa in Ostflandern

Es ist keine Architektur der leisen Töne, mit der die Villa am Rande der Kleinstadt De Pinte selbstbewusst auftritt. Die expres- sionistischen Formen würde man eher bei einem Museumsbau oder einer Philharmonie erwarten als bei einem Wohnhaus in der belgischen Provinz. Gekonnt übersetzte der Architekt Dieter de Vos die große Geste in den kleinen Maßstab einer Villa. Der zweigeschossige Neubau unterliegt dabei einer klaren geometrischen Formensprache. So entspricht der Grundriss dem Buchstaben Y.

Wo jeweils zwei Außenwände im Schnittpunkt der Y-Form aufeinandertreffen, durchschneiden große, parabel- förmige Segmentbögen die ansonsten geschlossenen Backsteinfassaden. Durch die großflächigen Verglasungen im Erdgeschoss gelingt es dem jungen Architekten, scheinbar die Naturgesetze umzukehren: unten leicht und transparent, darüber das massive Mauer- werk aus Ringofenklinkern. Möglich wird das durch die ausgeklügelte Statik. Auch die Innenräume sind einem einheitlichen Ordnungsprinzip unterworfen. Insgesamt verfügen die Bauherren über 238 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Ebenen. Das Erdgeschoss ist als ein großer, offener Raum konzipiert, jeder der drei Gebäudeflü- gel dient jedoch einer bestimmten Funktion: Kochen, Wohnen und Arbeiten. Blickfang im unteren Geschoss ist die skulpturale Spindel- treppe ins Obergeschoss.

Im geometrischen Zentrum der Villa, dem Schnittpunkt der drei Gebäudeachsen, gelegen, schraubt sie sich gewagt ohne Handlauf nach oben und scheint in der weißen Decke zu verschwinden. Blickbeziehungen zwischen den zwei Ebenen unterbindet die geschlossene halbhohe Brüstung um das Treppenauge im Obergeschoss. Ebenso wie im Erdgeschoss beherbergt auch hier jeder der drei Gebäudeflügel einen anderen Bereich. Allerdings ist die obere Etage nicht offen gestaltet, vielmehr dienen hier maßgefertigte Einbauschränke als Innenwände. In die Einbauten integrierte, herausziehbare Schiebetüren gewährleisten Privatsphäre. Bei der Innenraumgestaltung dominieren im Erdgeschoss dunkelbraune Holzvertäfelungen. Im Kontrast dazu überrascht die obere Etage komplett in Weiß. Die Holzeinbauten wurden lackiert und das Mauerwerk der Außenwände nur gestrichen, sodass die Textur der Mauersteine erlebbar geblieben ist.

Dieter de vos Architekten